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Bank of Good Practices in Social Inclusion through WBL

Integrative Berufsausbildung (IBA) – Verlängerte Ausbildungszeit und Teilqualifikationen

Überblick
Die integrative Berufsausbildung (IBA) ist eine Berufsausbildung für benachteiligte oder behinderte junge Menschen mit dem Ziel, einen Berufsabschluss zu erwerben und in das Arbeitsleben integriert zu werden.
Jeder Beruf kann erlernt werden, und es gibt zwei Varianten der integrativen Berufsausbildung:

Variante 1: Verlängerung der Ausbildungszeit
Zu Beginn oder im Laufe der Ausbildung kann im Ausbildungsvertrag eine längere Ausbildungszeit als die reguläre vereinbart werden. Die Ausbildungszeit kann um ein Jahr, in Ausnahmefällen um maximal zwei Jahre verlängert werden. Eine verlängerte Ausbildungszeit eignet sich für junge Menschen, bei denen davon auszugehen ist, dass sie für den Abschluss ihrer Ausbildung mehr Zeit benötigen, die aber grundsätzlich in der Lage sind, einen Ausbildungsabschluss zu erwerben.

Variante 2: Teilqualifikation
Hier wird ein Ausbildungsvertrag für bestimmte Teile des Berufsbildes des Ausbildungsberufs abgeschlossen, wobei die Ausbildungszeit zwischen einem und drei Jahren betragen kann. Eine Teilqualifikation ist sinnvoll, wenn absehbar ist, dass die Person auch bei Verlängerung der Ausbildungszeit die Abschlussprüfung nicht bestehen kann, aber dennoch in der Lage ist, Teile eines Ausbildungsberufs oder mehrere Ausbildungsberufe zu erlernen.
Ziele
Ziel der IBA ist es, benachteiligten Menschen den Abschluss einer Ausbildung zu ermöglichen und ihnen so den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Die Auszubildenden werden durch Maßnahmen wie die Verlängerung der Ausbildungszeit oder den Erwerb von Teilqualifikationen (oben ausführlich erläutert) unterstützt, außerdem steht ihnen ein Berufsbildungsassistent zur Verfügung. Die Berufsbildungsassistenten begleiten und unterstützen die Jugendlichen und die Ausbildungsbetriebe in sozialpädagogischen und psychologischen Fragen, um den Erfolg der Ausbildung sicherzustellen. Unternehmen, die Jugendliche in integrativer Berufsausbildung ausbilden, können Fördermittel vom AMS beantragen.
Umsetzung
Die integrative Berufsausbildung (IBA) wurde in Österreich 2003 durch eine Novelle des Berufsausbildungsgesetzes (BAG) eingeführt. Am 8. Juli 2003 verabschiedete der österreichische Nationalrat einen Beschluss zur Aufnahme von § 8b in das BAG und verankerte damit die IBA gesetzlich.
Die IBA wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (heute: Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft), dem Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) und dem Sozialministerium umgesetzt. Diese Institutionen sind für die Koordination, Finanzierung und Überwachung der integrativen Berufsausbildung zuständig.
Innovative Merkmale
Mentoring-Programme für marginalisierte Gruppen, politische Änderungen zur Förderung von inklusivem arbeitsbasiertem Lernen (WBL), auf unterschiedliche Lernbedürfnisse zugeschnittene Spezialschulungen, finanzielle Anreize zur Förderung der Teilnahme, flexible Lernoptionen für unterschiedliche Bedürfnisse, Mentoring und Unterstützungsnetzwerke
Erfolgsgeschichten
V.: kam im Alter von 12 Jahren aus Serbien nach Österreich, hat keine Deutschkenntnisse und ist Analphabet, negatives Sekundarschulzeugnis. Kam über die AMS zum Basic Plus-Programm, wo er an emotionalen und schulischen Defiziten arbeitete, bekam dann eine Lehrstelle in einer Autowerkstatt, wird die Teilqualifikation mit einer Prüfung abschließen und dann weiterhin als Assistent in einer Autowerkstatt arbeiten. Nach einigen Jahren Berufserfahrung kann er auch die Abschlussprüfung der Lehre ablegen.

E.: Sonderschule und Lernschwäche. Beginnt eine Lehre in einem Friseursalon, aufgrund ihrer Lernschwierigkeiten macht sie eine integrative Lehre. Leistet gute praktische Arbeit, hat Probleme mit den theoretischen Inhalten in der Berufsschule. Empfehlung der Berufsschule: Teilqualifikation, aber E. möchte eine vollständige Lehrlingsqualifikation und erhält Hilfe von der betreuenden Berufsausbildungsassistentin.
Gemessene Ergebnisse
Bewertung 2012:
• Seit Einführung der IBA ist die Zahl der Jugendlichen in verlängerten Ausbildungen oder mit Teilqualifikationen kontinuierlich gestiegen.
• Anstieg der Zahl der Beschäftigten (52 % nach einem Monat gegenüber 8 % bei den Schulabbrechern)
• 38 % der Schulabbrecher haben eine reguläre Ausbildung begonnen
• Die betriebliche Ausbildung verbessert die Integration in den Arbeitsmarkt
Herausforderungen und Lehren
2015: Namensänderung von integrativer Berufsausbildung zu „verlängerte Ausbildungszeit” und „Teilqualifikationen”
2015: In der bisherigen integrativen Berufsausbildung wurden Teilqualifikationen individuell definiert. Diese Möglichkeit besteht bei Bedarf weiterhin. Neu ist, dass auch standardisierte Ausbildungsprogramme für Teilqualifikationen eingerichtet werden können. Diese werden vom Wirtschaftsministerium in Form von Leitfäden herausgegeben. Dadurch kann die Verwertbarkeit solcher Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt verbessert werden. Ziel ist es, jungen Menschen, die auf dem regulären Ausbildungsmarkt keine Möglichkeiten finden, mehr Chancen auf eine hochwertige duale Einstiegsqualifikation zu geben.
2022: Der Wechsel von einer regulären Ausbildung zu einer Teilqualifikation ist nun möglich, wenn absehbar ist, dass eine reguläre Ausbildung nicht abgeschlossen werden kann.
  • Land
    Österreich
  • Sektor
    Bauwesen Energie, Wasserversorgung und Abfallwirtschaft Fertigung Gastgewerbe und Tourismus Holzverarbeitung Land- und Forstwirtschaft Transport, Lagerung und Verpackung
  • Zielgruppe
    Menschen mit Behinderungen Von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Menschen
Führende Organisation
Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, Arbeitsmarktservice (AMS) und Sozialministerium
Datum
2003, laufend
Wichtigste Akteure
• Berufsbildungsanbieter und Ausbildungszentren
• KMU
• Regierungsbehörden und politische Entscheidungsträger
Anzahl der Begünstigten
2003: 1.114 Auszubildende
2004: 1.114 Auszubildende
2005: 1.940 Auszubildende
2006: 2.726 Auszubildende
2007: 3.410 Auszubildende
2008: 3.920 Auszubildende
2009: 4.683 Auszubildende
2010: 5.173 Auszubildende
2011: 5.507 Auszubildende
2012: 5.741 Auszubildende

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Projektnummer:
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